· 

Florenz - viel Lust auf Kunst

 

Viermal war ich in den letzten Jahren in Florenz, aber immer nur zu kurz, um all die Schätze der toskanischen Hauptstadt in Muße genießen zu können. Allen voran ihren Kunstreichtum, ihre berühmten Wahrzeichen wie Ponte Vecchio über den Arno, den Duomo mit Brunelleschis begehbarer Kuppel, den Uffizien und der Galleria dell'Accademia sowie ein weiteres Dutzend großartiger Museen und Kunstkirchen. Vier bis fünf Tage kann man sich gut in der Stadt aufhalten, zumal auch die schönen Cafés, die netten Lokale und die toskanische Küche einen viel Freude bereiten. 

 

 

Den schönsten Eindruck und Standort für gute Fotos oder Selfies für den Ponte Vecchio bekommt man nicht von der Brücke selbst (dort vor lauter Touristenmassen wenig zu sehen), sondern von den benachbarten Brücken rechts und links – und mit Glück erlebt man so eine schöne Spiegelung (vom Ponte S. Trinita auf der Ostseite).

 

 

Grandioser Aussichtspunkt von meinem Lieblingsplatz in Florenz Piazzale Michelangelo, auf der anderen Seite des Arno: den Hügel hinauf vorbei an schönen Villen, am besten frühmorgens, wenn noch keine Busse da sind, oder zum Sonnenuntergang.

 

 

Nicht umsonst gilt der Duomo als eine der schönsten Basiliken Italiens. Allein schon die Fassaden aus weißem, grünen und roten Marmor sind ein Kunstwerk für sich, ein handwerkliches Meisterwerk. Dagegen wirkt die Kirche im Inneren eher kahl und leer. Wenn man anstehen möchte, dann besser für die große Kuppel und/oder Giottos prachtvollen Glockenturm.  

 

 

Das separat stehende sechseckige Baptisterium (Taufkirche) ist meistens so von Touristenmassen umzingelt, dass vielen Besuchern die wundervolle Bronzetüre (Paradiestor) entgeht mit ihren kunstvollen, goldfarbenen Reliefs zu Themen des Alten Testaments. Sie ist ein Meisterwerk von Lorenzo Ghiberti.

 

 

Unglaublich! Vor fast 600 Jahren hat Baumeister Filippo Brunelleschi die mächtige Kuppel entworfen und aus speziell dafür produzierten Ziegelsteinen gebaut, um die starke Spannung im Bogen auszugleichen, immerhin ist die Kuppel selbst 35 m hoch und misst 54 m im Durchmesser. Man kann sie begehen und rundum die Mosaiken über das jüngste Gericht bestaunen. 

 

 

Wie in Venedig ist auch der Marmorfußboden im Dom kunstvoll gearbeitet.

 

 

Hier an der Piazza Piave am Arno halten üblicherweise die Touristenbusse. wenn man von da am Fluss entlang geht, ist man in einer Viertelstunde an den Uffizien und nähert sich dem Ponte Vecchio von Westen. Wenn man dagegen über die Straße am Turm vorbei geht  und links in die Via Malcontenti einbiegt, gelangt man zur Piazza S. Croce mit der gleichnamigen Basilika, in der Michelangelo, Dante, Galilei und Machiavelli ihre Grabstätte haben. In der Straße arbeiteten früher die Gerber und Ledermacher, ein paar Hinweise kann man noch erkennen. Von der Piazza S. Croce ist man ein paar Minuten am Dom bzw. an der von Touristenstömen pulsierenden Piazza Signoria mit dem markanten Palazzo Vecchio, Michelangelos David und Neptunbrunnen, der immer hinter Bauplanen verhüllt war, wenn ich da war.  

 

Viele Touristen ansonsten aber nicht viel zu sehen auf dem Ponte Vecchio. Achtung: Im Gedränge auf die Handtasche aufpassen!

 

Kommt dir als Konstanzer der Turm des Palazzo Vecchio bekannt vor? Ja ganz richtig, florentinische Architektur hat so manchem Konstanzer Bauwerk als Vorbild gedient, ganz eindeutig aber unserem schönen Bahnhof.

 

 

Auch ein Wahrzeichen von Florenz: Palazzo Vecchio auf der Piazza della Signoria mit Michelangelos David zu seinen Füßen. Vor hier aus regierte Cosimo Medici I und weitere Mitglieder der einflussreichen Dynastie der Medici die Geschicke der Stadt und Italiens, bevor sie in den düsteren, burggleichen Palazzo Pitti auf die andere Arnoseite übersiedelten. Allerdings dankt Florenz und die Welt Cosimo I. und später Lorenzo Medici Il Magnifico, der Prächtige genannt, den überwältigenden Kunstreichtum der Stadt, sie gehörten zu den großen Förderern und Mäzenen von Künstlern der Renaissance wie Maler und Bildhauer Michelangelo, dessen berühmteste Marmorstatue David vor dem Palazzo Vecchio zu bewundern ist. 

 

 

Das ist er, der wegen seinem perfekt geformten Body weltweit gerühmte und allseits bewunderte David von Michelangelo, allerdings nur eine Kopie, das Original steht wettergeschützt im Museum dell' Accademia. Mal sehen, ob die Zensoren von Google + Co das entblößte Kunstwerk, aber immerhin eines der berühmtesten der Welt, durchgehen lassen! Eine weitere Kopie dieses biblisch nachempfundenen, schönen Mannsbilds ziert meinen Florentiner Lieblingsplatz Piazzale Michelangelo.

 

 

In den engen Gassen der Altstadt lohnt es sich immer mal wieder hoch- oder genau hinzuschauen. Während Shopping Freaks oft vor den Auslagen der kleinen Geschäfte haften bleiben (leider viel ähnliche Ware aus China oder von italienischen Labels, zwar made in Italy, aber gefertigt von chinesischen Billiglohnarbeitern! und entsprechend zu Preisen, mit denen italienische Taschenproduzenten nicht mehr konkurrieren können. Ähnliches übrigens auch in der Mode!), entdeckt das achtsame Auge zwischen den hohen Häusern das eine oder andere kleine Museum, interessante Kunstkirchen und Kapellen mit schönen Fresken, auch kleine Manufakturen und originelle Schreibwarengeschäfte ....

 

 

Für Technik-Fans: Museo Leonardo da Vinci (Via Camillo Cavour 21), das ganz den Erfindungen des Künstlers gewidmet ist und Nachbildungen seiner Objekte zeigt einschließlich seiner Flugmaschine. Nach dem Besuch habe ich dann fast um die Ecke ein neues weiteres – das Leonardo da Vinci Interactive Museum (Via dei Servi 66) – entdeckt, das ebenfalls seine wichtigsten Erfindungen präsentiert. Leider hatte ich dafür keine Zeit mehr. Neben seinen mechanischen Objekten, zeigt das interaktive Museum wohl auch einige berühmt Kunstwerke und Leonardos Anatomiestudien.

 

 

Basilica di San Lorenzo: Eine der unzähligen Renaissance-Kirchen und ein weiteres Werk Brunelleschis, das sich anzusehen lohnt. Sie ist die Familienkirche der Medici mit diversen Grabkapellen. Wie bei so vielen Kirchen Italiens reichte das Geld nicht für eine künstlerisch wertvolle Fassade. Um übrigens all die für dich persönlich interessanten Kirchen und Museen in Florenz herauszupicken, empfehle ich dir, einen gedruckten Reiseführer zu Rate zu ziehen, z. B. den von mir lektorierten Polyglott zu Fuß entdecken Florenz mit echt spannenden Touren und Spaziergängen, vielen Tipps sowie Geheimnissen hinter den Portalen.   

 

 

Von der Kirche San Lorenzo sind es nur 5 Gehminuten zum Mercato San Lorenzo, eher bekannt als Mercato Centrale. Im Prinzip muss man nur rechts an der Kirche vorbei der Galerie von Ständen vor allem mit Mode, Taschen und Lederwaren folgen, bis es dann rechter Hand in die Markthalle hineingeht, eine Gußeisen-Konstruktion von der Größe einer mittleren Bahnhofshalle. Im Erdgeschoss kann man sich an den üppig gefüllten Ständen mit allen Köstlichkeiten der Toscana eindecken: Käse, Salami, Schinken, Pasta, Gewürze, Backwaren, Gemüse, Delikatessen .... , auch kleinere Imbissecken locken. 

 

 

Die weitaus größere Attraktion des Mercato Cenrale befindet sich allerdings eine Etage höher – eine riesige Foodhalle mit Tischen und Sitzgelegenheiten, die man sich in den Spitzenzeiten aber erkämpfen muss, darum herum arrangiert gleich mehrere Dutzend Streetfood-Stände, wo man für (nicht mehr!)  wenige Euros die vor den Augen zubereitete Speisen und Spezialitäten erwerben kann. Ganz ehrlich – beim ersten Besuch fand ich den hochgelobten Mercato noch richtig toll. Das zweite Mal, anderthalb Jahre später, hat mich der wuselige Betrieb, das ständige Anstehen und der Kampf um die Plätze eher genervt, auch vom Speiseangebot war ich enttäuscht, viel Durchschnittliches, wenig echte Spezialitäten. Mein Tipp: Wenn's ums Mittagessen geht, such dir eines von den zig kleinen Restaurants ringsherum in diesem Teil der Altstadt, das deiner aktuellen Geschmacksrichtung entspricht. Die bieten meistens einen preiswerten Mittagstisch um 9-12 Euro an, man sitzt bequem, isst fein und wird bedient. 

 

 

Wahre Berge von Gelati - wer kann da noch widerstehen! Beste Gelateria? Um ehrlich zu sein, könnte ich nicht sagen, denn italienisches Gelato ist in den meisten florentinischen Eisdielen hinreißend lecker. 

 

 

Im Umfeld von San Lorenzo wirkt vieles selbst bei Sonnenschein etwas düster, seien es die stark befahrenen engen Straßen oder der Palazzo Medici (unten) und insbesondere auch der Palazzo Pitti (weiter unten) in Oltrarno, also auf der anderen Arnoseite. Letzterer ganz im Gegensatz zu seinem Inneren, denn innendrin versammeln sich unter einem Dach Hunderte von Werken berühmter und weniger prominenten aber begabten Künstler. 

 

 

Gleich nach den Uffizien gehört der Palazzo Pitti für mich zu den wichtigsten Kunstsammlungen der Stadt. Fünf Museen haben im ehemaligen Heim der Medici ihr Domizil, nachdem diese den Palazzo von dem bankrotten reichen Kaufmann Pitti Mitte des 17. Jh. übernommen hatten. Ein Dorado für Kunstfans ist dort die Galleria Palatina mit über 500 von den Medici gesammelten Werken aus dem 16. und 17. Jh., darunter Bilder von Raffael, Tintoretto, Tizian, Rubens und vielen anderen, leider sehr bunt gemischt und fast erschlagend eng aneinander geschmiegt – oder besser gesagt geschmiedet, dennoch sehr sehenswert, ein drei Stunden Zeitpensum sollte man dafür veranschlagen, wenn man noch die ebenfalls sehenswerte Galleria dell' Arte Moderna im oberen Stockwerk ansehen möchte. Wer ein besonderes Faible dafür hat, kann natürlich auch noch das Kleider-, das Kutschen- oder das Silbermuseum mit seiner reichen barocken Silberkunst anschauen. Das Gute am Palazzo Pitti – man braucht nicht so lange anstehen. 

 

 

Aus dem Fenster des Palazzo Pitti kann man einen Blick auf den riesigen Park Giardino di Boboli werfen. Italienische Gartenkunst auf viereinhalb Hektar. Gut fußläufig sollte man dafür sein und Zeit mitbringen, damit sich der Einritt von 7 Euro lohnt.

 

 

Oltrarno - das Viertel auf der Südseite des Arno. Nur wenige Touristen verirren sich in das lebendige Wohnviertel Oltrarno. Wenn du dem touristischen Trubel entfliehen und das authentische Florenz erleben möchtest, dann brauchst du nur über den Ponte Vecchio oder eine der Brücken über den Arno gehen. Ich hatte Glück, dass an jenem Tag auf dem Hauptplatz Piazza S. Spirito gleich neben der gleichnamigen Kirche gerade ein interessanter Biomarkt stattfand, in diesem Fall sogar eine Art Stadtteilfest. Toll. Man kann sich wunderbar in Oltrarno treiben lassen, über den normalen Markt schlendern und einen Caffè oder Vino in der Osteria S. Spirito trinken, oder weiter drin im Viertel in den gemütlichen Läden oder Werkstätten shoppen.

 

 

Zum Schluss noch ein paar Tipps für Florenz: 

# Wenn du die Uffizien oder eins der großen Museen anschauen möchtest, dann entgehst du den langen Warteschlangen, wenn du beim jeweiligen Museum online buchst (www.firenzemusei.it). Für alle Museen gilt: je früher, desto kürzer die Wartezeiten.

# Geh in die Tourist Information und besorg dir einen kostenlosen Stadtplan mit Tipps (Via Camilla Cavour 1r).

# Wer unter 18 ist, erhält in staatlichen Museen freien Eintritt, 18- bis 25-Jährige und Senioren oft Ermäßigungen.

# Florenz mit dem Fahrrad erkunden – Fahrradverleih Alinari Rental (Via San Zanobi 38r) 

# Ideen für thematische Spaziergänge in der Stadt findest du in dem von mir lektorierten Reiseführer "Polyglott zu Fuss entdecken - Florenz" vom bekannten Buchautor Stefan Maiwald .

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0